HYGIENE AKTUELL
Sachgemäßer Umgang mit Bewohnerwäsche in Pflegeeinrichtungen
Text: Dr. Anne Jäkel | Foto (Header): © Valeriia – stock.adobe.com
Wer hat es nicht schon gehört: Ein älterer Bewohner in einem Pflegeheim beschwert sich, dass seine Lieblingsweste verschwunden ist. Eine andere Bewohnerin findet ihre Bluse nicht mehr oder erhält versehentlich die Kleidung einer Mitbewohnerin. Gleichzeitig müssen Pflegekräfte sicherstellen, dass jede Wäsche hygienisch aufbereitet wird, um Infektionen zu vermeiden.
Auszug aus:
QM Praxis in der Pflege
Ausgabe April 2025
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Die Wäscheversorgung in Pflegeeinrichtungen ist essenziell für Hygiene, Bewohnerwohlbefinden und betriebliche Effizienz. Im Gegensatz zu Krankenhäusern müssen Pflegeheime persönliche Kleidung hygienisch aufbereiten, ohne den individuellen Komfort und die Würde der Bewohner zu beeinträchtigen.
Da Krankheitserreger sich über Textilien leicht verbreiten, ist eine strikte Infektionsprävention unerlässlich. Besonders in Pflegeheimen mit engem Bewohnerkontakt besteht ein erhöhtes Risiko für Kreuzkontamination, weshalb klare Hygienestandards und effiziente Abläufe erforderlich sind.
Hygieneanforderungen und Infektionsrisiken
Trennung von sauberer und unreiner Wäsche
Eine strikte Trennung von kontaminierter und sauberer Wäsche ist essenziell, um Infektionen zu vermeiden. Bereits beim Sammeln und Transportieren müssen klare Hygieneregeln eingehalten werden, um eine Vermischung und damit die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Pflegeeinrichtungen sollten hierfür farbcodierte Wäschesäcke oder getrennte Sammelstellen für unreine und saubere Wäsche nutzen, sodass eine Verwechslung ausgeschlossen wird.
Auch die Transportwege müssen so gestaltet sein, dass kontaminierte Wäsche niemals mit frisch gewaschener Kleidung in Berührung kommt, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden. Besonders für infizierte Wäsche sollten separate, persönliche Wäschesäcke verwendet werden, um die Keimausbreitung weiter zu reduzieren.
Zusätzlich ist es unerlässlich, dass Mitarbeitende beim Umgang mit unreiner Wäsche Schutzkleidung wie Handschuhe und Schürzen tragen, um das Infektionsrisiko für sich selbst und andere zu minimieren.
Praxistipp:
Erstellen Sie für Ihr Team eine grafische Übersicht mit den wichtigsten Hygienemaßnahmen und hängen Sie diese in den Waschräumen aus. So kann jeder Mitarbeiter auf einen Blick erkennen, welche Schritte für eine sichere Wäscheaufbereitung notwendig sind.
Räumliche Anforderungen zur Vermeidung von Kreuzkontaminationen
Eine räumliche Trennung von sauberer und unreiner Wäsche ist eine grundlegende Voraussetzung für eine hygienische Wäscheversorgung in Pflegeeinrichtungen. Um Kreuzkontaminationen zu vermeiden, sollten entweder separate Räume für unreine und reine Wäsche vorhanden sein oder zumindest organisatorische Maßnahmen getroffen werden, die eine Vermischung ausschließen.
Schmutzwäsche darf niemals in der Nähe von frisch gewaschener oder bereits zusammengelegter Kleidung aufbewahrt werden, um eine Rückverkeimung zu verhindern. Zudem sollten Arbeitsflächen, Transportwagen und Sammelbehälter regelmäßig desinfiziert werden, um eine Weiterverbreitung von Krankheitserregern zu minimieren. Falls keine bauliche Trennung möglich ist, kann eine zeitliche Trennung helfen, indem z. B. unreine Wäsche zuerst verarbeitet und erst danach mit sauberer Wäsche gearbeitet wird.
Praxistipp:
Kennzeichnen Sie die Bereiche mit gut sichtbaren Schildern („Saubere Wäsche“/„Schmutzwäsche“) und stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeitenden die Trennung konsequent umsetzen.
Wasch- und Desinfektionstechniken
Für eine hygienisch einwandfreie Wäscheaufbereitung müssen Pflegeeinrichtungen desinfizierende Waschverfahren einsetzen, die eine zuverlässige Keimreduktion gewährleisten. Dabei ist es entscheidend, Waschprozesse zu standardisieren und an die Anforderungen der jeweiligen Textilien anzupassen.
Der Einsatz von zugelassenen Desinfektionsmitteln stellt sicher, dass Krankheitserreger wirksam abgetötet werden. Für empfindliche Textilien eignen sich stoffschonende Desinfektionsmittel, die auch bei niedrigen Temperaturen eine keimtötende Wirkung haben, ohne die Fasern zu beschädigen. Zusätzlich helfen intelligente Dosiersysteme, die Waschmittelmenge präzise abzustimmen, um Überdosierungen zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Moderne Waschmaschinen mit speziellen Hygieneprogrammen gewährleisten eine gleichbleibend hohe Reinigungsqualität und tragen gleichzeitig zur Umweltfreundlichkeit des gesamten Prozesses bei.
Praxistipp:
Führen Sie regelmäßig Testläufe mit Kontrolltextilien durch, um sicherzustellen, dass die Desinfektionsleistung den Hygienevorgaben entspricht.
Personalhygiene und Schulungen Das Pflegepersonal spielt eine entscheidende Rolle bei der hygienischen Aufbereitung von Bewohnerwäsche. Um Infektionsrisiken zu minimieren, müssen klare Hygieneprotokolle etabliert und konsequent umgesetzt werden. Regelmäßige Schulungen sind essenziell, damit alle Mitarbeitenden den sachgemäßen Umgang mit kontaminierter Wäsche sicher beherrschen.
Zum Schutz vor direktem Kontakt mit potenziell infektiöser Wäsche ist das Tragen von Schutzkleidung wie Handschuhen und Schürzen verpflichtend. Nach dem Umgang mit unreiner Wäsche muss stets eine gründliche Händehygiene durchgeführt werden, um die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Zudem sollte die Einhaltung der Hygienemaßnahmen regelmäßig überprüft und dokumentiert werden, um eine gleichbleibend hohe Qualität der Wäscheversorgung sicherzustellen.
Praxistipp:
Schulen Sie das Personal kontinuierlich und setzen Sie Praxisübungen ein, um sicherzustellen, dass alle Hygienestandards verstanden und konsequent eingehalten werden.
Kennzeichnung, Transport und Wäschepflege
Kennzeichnung von Bewohnerwäsche
Eine zuverlässige Kennzeichnung der Bewohnerwäsche ist entscheidend, um Verwechslungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass jedes Kleidungsstück nach der Wäsche dem richtigen Bewohner zugeordnet wird. Ein systematisches Labeling erleichtert nicht nur die Wäscheverwaltung, sondern trägt auch zur Hygiene und Effizienz im Pflegealltag bei.
Personalisierte Namensetiketten sind eine bewährte Methode zur Identifikation von Textilien. Sie können entweder aufgenäht oder als waschfeste Aufkleber angebracht werden. Eine moderne Alternative bieten Matrix- oder Barcodesysteme, die eine digitale Rückverfolgbarkeit ermöglichen und den gesamten Wäschekreislauf über eine zentrale Datenbank erfassen. Ergänzend dazu können Farbcodierungen eingesetzt werden, um verschiedene Wäschekategorien – wie Bettwäsche, Oberbekleidung oder Handtücher – optisch zu unterscheiden und den Sortierprozess zu optimieren.
Praxistipp:
Implementieren Sie ein Kennzeichnungssystem mit waschfesten Namensetiketten oder Barcodes, um Verwechslungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass jedes Kleidungsstück seinem Besitzer zugeordnet bleibt.
Sammeln, Sortieren und Transport von Bewohnerwäsche
Ein strukturierter Transportplan ist essenziell, um Verwechslungen zu vermeiden und eine hygienische Wäschehandhabung zu gewährleisten. Individuelle, flüssigkeitsundurchlässige Wäschesäcke für jeden Bewohner reduzieren das Risiko einer Kontamination und sollten gesammelt und zu festgelegten Zeiten abgeholt werden. Getrennte Transportwege für saubere und unreine Wäsche verhindern Kreuzkontaminationen. Eine klare Sortierung nach Material und Pflegeanforderungen stellt sicher, dass empfindliche Stoffe separat von robuster Bettwäsche behandelt werden.
Praxistipp:
Verwenden Sie personalisierte Wäschesäcke für jeden Bewohner, um Verwechslungen zu vermeiden und eine schnelle Rückgabe der Kleidung zu gewährleisten. Ergänzend dazu sollten Mitarbeitende regelmäßig zu den Sortier- und Sammelverfahren geschult werden.
Wäschepflege: Hygienische und materialschonende Waschverfahren
Die Wäschepflege in Pflegeeinrichtungen muss sowohl hygienische Anforderungen erfüllen als auch die Materialeigenschaften der Bewohnerkleidung berücksichtigen. Eine sorgfältige Behandlung der Textilien trägt zur Langlebigkeit der Kleidung bei und sorgt gleichzeitig für die Einhaltung der Hygienestandards.
Pflegehinweise auf den Etiketten sollten stets beachtet werden, um Schäden durch falsche Waschverfahren zu vermeiden. Angehörige sollten ermutigt werden, waschbare und langlebige Stoffe auszuwählen, die für industrielle Waschprozesse geeignet sind. Besonders empfindliche Textilien erfordern schonende Waschverfahren, um den Materialverschleiß zu minimieren. Gleichzeitig sind Desinfektionswaschgänge mit zugelassenen Waschmitteln notwendig, um Krankheitserreger zuverlässig zu eliminieren. Textilien, die nur chemisch gereinigt werden können, sollten vermieden werden, da sie schwer in den Pflegealltag zu integrieren sind.
Praxistipp:
Dokumentieren Sie die Waschprozesse und überprüfen Sie regelmäßig die Einhaltung der Temperatur- und Hygienestandards durch Testläufe mit Kontrolltextilien.
Trocknung und Nachbearbeitung
Die richtige Trocknung spielt eine entscheidende Rolle, um die Langlebigkeit der Textilien zu gewährleisten und gleichzeitig den Energieverbrauch zu optimieren. Eine Übertrocknung sollte vermieden werden, da sie die Fasern unnötig strapaziert und zu Materialverschleiß führen kann. Um dies zu verhindern, sollten Trockner mit Feuchtigkeitssensoren eingesetzt werden, die den Trocknungsprozess automatisch anpassen und so sowohl die Textilien schonen als auch den Energieverbrauch senken.
Für hitzeempfindliche Stoffe kann alternativ eine Dampfreinigung in Betracht gezogen werden, da sie das Gewebe sanft glättet und zugleich hygienisch aufbereitet. Nach dem Trocknungsprozess sollte die Wäsche unter hygienischen Bedingungen geglättet und zusammengelegt werden, um eine saubere und ordnungsgemäße Rückgabe sicherzustellen.
Praxistipp:
Überprüfen Sie regelmäßig die Einstellungen und Effizienz der Trockner, um den Energieverbrauch zu senken und die Textilien optimal zu schützen. Eine regelmäßige Wartung der Geräte hilft dabei, Einsparpotenziale zu identifizieren und die Lebensdauer der Textilien zu verlängern.
Zentrale Regelwerke für die Wäscheaufbereitung
Die Wäscheaufbereitung in Pflegeeinrichtungen unterliegt strengen Hygienevorgaben, um Infektionsrisiken zu minimieren und eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten. Eine unsachgemäße Reinigung oder Handhabung kann nicht nur zu Verunreinigungen und Kreuzkontaminationen führen, sondern auch die Langlebigkeit der Bewohnerkleidung beeinträchtigen. Um dies zu verhindern, gelten für Pflegeeinrichtungen klare gesetzliche und zertifizierte Standards, die sowohl die hygienische Sicherheit als auch die Materialschonung gewährleisten.
- RAL-GZ 992/4-Gütesiegel: Dieses Gütezeichen bestätigt, dass die Wäsche hygienisch einwandfrei und textilschonend aufbereitet wird. Es fordert den Einsatz validierter Waschverfahren und materialfreundlicher Waschmittel, um eine hohe Reinigungsleistung zu erzielen, ohne die Textilien unnötig zu belasten.
- Infektionsschutzgesetz (IfSG): Pflegeeinrichtungen sind verpflichtet, Maßnahmen zur Infektionsprävention umzusetzen. Dies betrifft auch die Wäscheaufbereitung, die mit desinfizierenden Waschverfahren erfolgen muss, um Krankheitserreger zuverlässig zu eliminieren und eine sichere Nutzung durch die Bewohner zu gewährleisten.
- RKI-Empfehlungen zur hygienischen Wäscheaufbereitung: Pflegeeinrichtungen sollten desinfizierende Waschverfahren verwenden, die Temperatur, Waschmittel und Einwirkzeiten an das jeweilige Infektionsrisiko anpassen. Dies hilft, die Übertragung von Keimen effektiv zu verhindern und eine sichere Wäscheversorgung sicherzustellen.
- DGUV Vorschrift 100-500 (Kapitel 2.6): Diese Vorschrift legt Sicherheitsstandards für die hygienische und sichere Wäscheaufbereitung in Pflegeeinrichtungen fest. Dazu gehört auch die regelmäßige Wartung und Kontrolle der Waschprozesse, um die Qualität und Sicherheit langfristig zu gewährleisten.
Die konsequente Anwendung dieser Vorgaben trägt dazu bei, Infektionen zu vermeiden, die Materialqualität zu erhalten und den Wäschekreislauf effizient zu gestalten. Neben den rechtlichen Anforderungen profitieren Pflegeeinrichtungen durch standardisierte Prozesse, die den Pflegealltag erleichtern und für die Bewohner eine hygienisch sichere Umgebung schaffen.
Praxistipp:
Entwickeln Sie einen Schulungsplan, der das Personal regelmäßig in hygienischen Waschverfahren und Qualitätskontrollen unterweist. Ergänzen Sie diesen durch Checklisten und Protokolle, um die Einhaltung der Standards zu dokumentieren und Optimierungspotenziale frühzeitig zu erkennen. Eine jährliche Auditierung der Wäscheprozesse kann helfen, Hygienelücken zu identifizieren und die Effizienz der Abläufe zu verbessern.
Fazit
Die sachgerechte Aufbereitung von Bewohnerwäsche in Pflegeeinrichtungen ist ein wesentlicher Bestandteil der Hygiene, Infektionsprävention und betrieblichen Effizienz. Durch klare Strukturierung und Standardisierung der Abläufe – von der Kennzeichnung über den Transport bis hin zur Wäschepflege – können Verwechslungen und hygienische Risiken minimiert werden. Eine strikte Trennung von unreiner und sauberer Wäsche sowie der Einsatz desinfizierender Waschverfahren sind essenziell, um Krankheitserreger zuverlässig zu eliminieren. Gleichzeitig müssen Pflegeeinrichtungen sicherstellen, dass die Materialschonung der Bewohnerkleidung nicht vernachlässigt wird. Schonende Waschverfahren, die richtige Trocknung und die Vermeidung von übermäßiger chemischer Behandlung tragen dazu bei, die Langlebigkeit der Textilien zu gewährleisten. Um die Umsetzung dieser Prozesse sicherzustellen, sind regelmäßige Schulungen des Personals und die dokumentierte Qualitätskontrolle unverzichtbar.
Quellen
www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__35.html
https://hygienewaschen.com/wp-content/uploads/DGUV-Regel-100-500.pdf
Die Autorin
Dr. Anne Jäkel
Tätig als freiberufliche Medizin-Autorin mit langjähriger Expertise in Gesundheitswissenschaften und Evidenzgenerierung. Nach einer Ausbildung und Tätigkeit als Pflegefachkraft folgten ein Studium und eine Promotion im Bereich Biochemie und Immunologie. Autorin von Fachbeiträgen, insbesondere zu den Themen Hygiene, Infektionsprävention und Praxismanagement.